Mittwoch, 7. September 2016

Mein Hund ist ein Angsthund
Ich zitiere als erstes die liebe Ulrike Seumel um den Begriff Angst zu erklären:
Angst ist eine Emotion
Angst (FEAR) gehört zu den ältesten Emotionen. Sie verhindert zu viel Neugier und schützt das Lebewesen so vor Gefahren.
Ohne diese Emotion hätten sich die verschiedensten Tierarten – und auch wir Menschen – in der Evolution nicht entwickeln können. Angst ist also gesund und vollkommen normal. Sie wird für den Hund – und auch für uns Menschen – nur zum Problem, wenn sie überhand nimmt und der Hund in seinem Alltag zu oft Angstauslösern ausgesetzt ist. Und es spielt eine Rolle, ob der Hund eine Strategie hat, wie er Angst bewältigen kann oder ob er sich ihr hilflos ausgesetzt fühlt. (Zitat Ulrike Seumel / Easy Dogs)
An dieser Stelle möchte ich allen den ganzen Beitrag von Ulrike ans Herz legen:
http://www.easy-dogs.net/…/ulrike_seumel/angst_1_seumel.html
Wie gehe ich mit einem Angsthund um?
Meiner Meinung nach gibt es vor allem drei Oberbegriffe die den Umgang mit der Angst des Hundes erleichtern:
Training und Management
Empathie
Reflexion und Selbstreflexion
Wenn ihr, wie ich, mit einem Angsthund zusammenlebt, wird es euch in vielen Situationen nicht anders ergangen sein: Siifaa läuft plötzlich gewisse Strecken nicht mehr, Leckerlies die jahrelang angenommen wurden kann er nicht mehr annehmen, nach einem Wochenende mit vielen Erlebnissen oder einem für ihn zu anspruchsvollen Training verkriecht er sich Zuhause und schläft nur noch, manchmal bis zu 20 Stunden. Plötzlich sind Alltagssituationen die noch vor einer Woche kein Problem waren eine große Herausforderung und der Hund kippt viel schneller als früher. Mein Hund versucht in solchen Situationen immer zuerst die Strategie der Flucht und des Meidens, da er durch die Leine sehr eingeschränkt ist (Sicherheit geht immer vor) kippt bei ihm, wenn ich zu langsam reagiere, das Verhalten in eine Aggression über, sprich er knurrt und versucht zu schnappen. Wenn wir diese Situation erreicht haben, muss ich mir meist eingestehen, dass ich zu langsam reagiert oder zu viel verlangt habe oder einfach zu unkonzentriert war und meinen Hund nicht richtig gelesen habe. Manchmal geschieht dies aber auch für ein Beobachtungsgenie zu plötzlich (zum Beispiel wenn es plötzlich knallt) und man kommt in eine Situation bei der es heißt soweit wie möglich Schaden zu begrenzen. Und ja auch nach jahrelangem Training kann das jedem passieren und darum gehe ich jetzt auf meine drei oben erwähnten Punkte die den Umgang mit Hunden wie mit meinem Siifaa erleichtern.
Training und Management
Training ist das A und O für jedes Problem. Ohne Fleiß kein Preis. Aber das Training muss mit einem gutem Trainer bzw. Verhaltenstherapeuten erfolgen, der sich nicht nur mit Trainingsmethoden sondern auch mit der Biologie (Neurophysiologie) des Hundes bestens auskennt, weil sonst die Gefahr besteht den Hund nicht zu verstehen und falsch an das Problem heranzugehen. Ich habe oft gehört dass ein Hund dieses oder jenes Verhalten mutwillig macht, ungehorsam ist oder dass machen soll was man von ihm verlangt. Wie soll dass bitte gehen, wenn das Hirn nicht mehr im Aufnahmemodus ist? Darum ist es nicht nur wichtig mit einem positiv arbeitenden Trainer zusammenzuarbeiten, sondern auch mit einem der viel Wissen auf dem Gebiet der Verhaltensforschung besitzt. Ein guter Trainer besitzt eine fundierte Ausbildung und bildet sich ständig weiter. Achtet bei der Wahl ihres Trainers auf seine Quaifikationen und seine Erfahrung zur Not gibt es Diplome die Frau und Herr Trainer zeigen können.
Management
Management bedeutet Fehler und Trainingsrückschritte soweit als möglich zu vermeiden, indem man Zwischenlösungen anwendet. Zum Beispiel kommt ein Jagdhund an die Leine, ein Beißer bekommt einen Maulkorb über usw.
Empathie und Reflexion
Ich erinnere mich an den ersten Tag meiner Ausbildung als mein Lehrer das Zimmer betrat und sagte: "Empathie ist ein Geschenk." Damals haben wir alle gelächelt und diesen Satz nicht zu ernst genommen. Wikipedia sagt: "Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale eines anderen Lebewesens zu erkennen und zu verstehen. Heute lache ich über diesen Satz kaum noch, denn die viele Hundehalter und Trainer besitzen diese Fähigkeit nicht.
Reflexion ist die Fähigkeit nachzudenken, kritisch zu hinterfragen und zu beurteilen.
Durch meine Ausbildung und durch meinen Hund musste ich lernen, mich in andere Lebewesen hineinzuversetzen. Gerade beim Thema Angst waren meine eigenen Ängste mein bester Lehrer. Oft höre ich dass man Angsthunde ignorieren soll, Ängste nicht zu ernst nehmen und Verhalten unterbrechen und das schlimmste ist "Da muss er durch". Nun gut, ich stand eines Abends am Friedhof, war wohl zu lange dageblieben, es wurde dunkel. Ich habe Angst im Dunkeln, ich habe Angst vor Friedhöfen in der Nacht. Gott bewahre hätte mich mein Vater gezwungen in der Situation auszuharren, oder hätte er mich nicht ernst genommen oder mir keinen Trost gespendet. Es ist immer leichter im Schutz eines geliebten Menschen und mit Trost etwas Unangenehmes durchzustehen. Wenn wir uns das zugestehen, warum dann unseren Hunden nicht?
Ich habe einige meiner Ängste nie überwunden, einigen bin ich mit Erfolg gegenübergetreten und konnte positive Erlebnisse verzeichnen. So war es bei mir und so ist es bei meinem Hund. Wir werden Erfolge und Misserfolge haben, wir werden gewisse Situationen gut meistern und gewisse werden immer eine Herausforderung sein. Es ist nur wichtig jede Situation und jedes Verhalten immer und immer wieder neu zu beurteilen und sich in sein Gegenüber einzufühlen. Siifaa war mir ein guter Lehrmeister. Ich habe so viel durch ihn gelernt und vor allem habe ich gelernt, dass der richtige Weg das eigentliche Ziel ist und nicht ein Verhalten nicht mehr zu zeigen. 
Zu allerletzt möchte ich allen Mut machen die in solchen Situationen sind. Wenn euer Hund Angst hat, hört auf ihn, hört auf euren Bauch, fühlt euch in ihn rein. Wenn euch jemand nicht ernst nimmt und euer Problem belächelt "Ah ist das schön dass mein Hund keinen Angst vor dem Tierarzt hat" und "Ich kann mit meinem Hund alles machen" -- lasst euch nicht von eurem Weg abbringen. Am End
e des Tages zählt nur, dass ihr mit einem inneren Frieden und einem guten Verhältnis zu euch und eurem Hund ins Bett gehen könnt.
Ich bin dankbar um diesen Hund. Ich bin dankbar dass alles gelernt zu haben was ich weiss und dass ich ihn in seinem Leben begleiten darf. Ich bin dankbar für seine bedingungslose Liebe und stolz ihn Mein nennen zu dürfen und ich bin unglaublich glücklich über sein Vertrauen und seine Fortschritte. Ich würde es nochmal genau gleich machen. -- Danke klein Faa, du bist meine grosse Seele 
(Siifaas Stressgesicht)

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